Grenzenlose Wut, Enttäuschung, Resignation – Gefühle sich am Abend der Bundestagswahl 2017 in mir und vielleicht auch in dir breit gemacht haben. Die so genannte „Alternative für Deutschland“ wird mit großem Erfolg in den deutschen Bundestag einziehen. Zusammen mit ihr schreiten rechter Populismus geprägt von Menschen verachtendem Rassismus, Homophobie und Sexismus im O-Ton nationalsozialistischer Rhetorik, auf ein Siegertreppchen unserer Zeit.
Das Spiel mit der Angst
Öl ins Feuer gießen – Wenn es eines ist was rechte Strömungen oder Parteien wie die AFD beherrschen dann ist es Wohl das, und der Zündstoff scheint ihnen nicht ausgehen zu wollen. Kein Wunder, schaue ich mir zum Beispiel den Kassenschlager der Flüchtlings-Thematik an. Etablierte Parteien welche sich jahrelang nicht darum bemüht haben die Interessen vieler Bevölkerungsgruppen zu vertreten und die Situation der Menschen zu verbessern welche sich berechtigt sozial benachteiligt fühlen, richten ihre volle Aufmerksamkeit auf eine Gruppe von Menschen welche in Europa zuflucht suchen. Das dies die Frage „Was war mit uns?“ (Also den Bevölkerungsgruppen) auftut und zu generellem Unmut über die vergangenen Jahre führt ist nachvollziehbar, dass es in Ablehnung, Hetze, Anschlägen und Morden gegenüber geflüchteten Menschen resultiert – wahrscheinlich ein Beweis dafür das Rassismus zweifellos in der deutschen Seele verankert ist.
„Wie praktisch!“ wird sich mancher Rechts-Populist und Neo-Nazi gedacht haben. In verunsicherten Menschen mit einem Hang zum Rassismus die Angst vor dem angeblichen Unbekannten zu schüren fällt wohl nicht schwer, schon gar nicht wenn selbst eine linke Parteispitze rassistische Äußerungen tätigt und andere etablierte Parteien rechts-populistische Thesen unterstützen, tausende geflüchtete Menschen kriminalisieren und sie schlussendlich einfach ersaufen lassen. Da braucht man sich dann auch nicht mehr heuchlerisch hinstellen und einen Mob Fackeln und Heugabeln schwingender „aufrechter Deutscher“ zu verurteilen die bei nächster Gelegenheit alle angreifen und umbringen wollen die ihrer Meinung nach nicht in dieses Land gehören. „Das wird man ja noch sagen dürfen?!“ Jaja, halt die Fresse!
Die etablierte Partei-Politik hat hier auf ganzer Linie versagt, denn es ging nie um Menschen – es geht um Wirtschaft. Eine kapitalistische Wirtschaft die solche bevorzugt die es sich sowieso schon leisten können. Das hat sich auch bis heute nicht wirklich geändert und wird es auch nicht solange wir uns in einem System kapitalistischer Grundverhältnisse bewegen. Furcht führt zu Wut – Wut führt zu Hass – Hass führt zu unsäglichem Leid und dem (Haken)Kreuz für die AFD.
Scheiß doch aufs System – eine Anmerkung
Vielleicht gehörst du auch zu einem der Menschen welche ihren Wahlschein mit einem Spruch gegen das derzeitige kapitalistische System ungültig gemacht haben. Zunächst möchte ich dir sagen das ich deine Einstellung zu diesem System teile, das ich es wichtig und gut finde wenn Träumer und Utopisten – eben Menschen die diese Welt von Grund auf verändern wollen und Visionen von einem besseren Miteinander teilen – für ein Ziel kämpfen welches gerade jetzt noch so weit entfernt scheint. Wahlen ändern nichts an unserem bestehenden System, sie schaffen lediglich andere Verhältnisse. Nun könnte man sich an diesem Punkt darüber streiten ob andere Verhältnisse nicht auch schon ein kleiner Schritt in eine neue Richtung sein können oder nicht – Fakt ist jedoch das du mit der Entscheidung eine ungültige oder gar keine Stimme abzugeben, einer starken und radikalen rechts-populistischen Partei, auch und mit einen Weg geebnet hast. Einen Weg zu einem größeren Podium auf welchem sie die nächsten vier Jahre Menschen verachtendes Gedankengut, öffentlichkeitswirksamer als bisher, verbreiten und vertreten können.
Das macht mich traurig und ich möchte dir an dieser Stelle einfach noch einmal die Frage stellen, ob es unter diesen Umständen nicht doch sinnvoll gewesen wäre deine Stimme einer Partei zu geben, welche sich zu mindest ansatzweise damit beschäftigt wie es den Menschen unter dem Einfluss unseres derzeitigen Systems, ein Stück weit besser gehen könnte.
Jetzt erst recht!
Am Anfang dieses Kommentares sprach ich von Wut, Enttäuschung und Resignation. All das sind Gefühle die in Anbetracht der geführten Kämpfe und der erlebten Rückschläge mehr als berechtigt sind. Gerade auch unter Berücksichtigung der Entwicklungen der letzten Jahre. Antifaschismus wird nicht gewürdigt, nicht begriffen und seit Jahren mit zuwachsenden Repressalien überzogen. In dieser Zeit morden vernetzte Neonazis in der gesamten BRD mit staatlicher Unterstützung, Rassismus und Antisemitismus werden wieder Salonfähig gemacht, Menschen welche auch aufgrund der Handlungen unserer Gesellschaft dazu gezwungen sind ihre Heimat zu verlassen, werden durch eben diese Gesellschaft überwiegend im Stich gelassen – gar ihrem Schicksal überlassen.
All dies sind die Ereignisse die mir durch den Kopf gehen wenn ich eine Partei wie die AFD als dritt-stärkste Partei im Bundestag sitzen sehe. Gleichzeitig kann dies jedoch nicht der Zeitpunkt sein an dem du und ich an der zunehmenden Kälte dieses Landes erfrieren. „Lasst uns kämpfen auf den Straßen bis es warm wird!“, nie wieder Faschismus ist keine hohle Phrase sondern eine Verantwortung mit unserer Geschichte, eine Verantwortung für unsere Zukunft – und wie die Aussieht das hängt wohl ganz von den Menschen ab die sie aktiv gestalten.